Wie oft habe ich Menschen sagen hören, dass Mallorca so viel mehr ist als der Ballermann. Trotzdem denkt man doch immer zuerst an volltrunkene Party-Touristen, die am Strand Sangria aus Eimern trinken. Klassisches Vorurteil! Über 12 Tage haben wir mit dem Mietwagen die Insel erkundet und uns so viel wie möglich angesehen. Wie immer, hat die Zeit leider nicht gereicht, um alles zu sehen. Irgendwie ist dann doch immer alles grösser, als man ursprünglich gedacht hat und es gibt so viel zu sehen. So auch auf Mallorca!

Jeden Morgen zum Kaffee gratis dazu: Der Blick auf den Hafen von Cala Figuera
Wir haben in Cala Figuera, einem Fischerdörfchen an der Südostküste, gewohnt. Das kleine Örtchen hat etwas über 700 Einwohner und liegt etwa 60 km von Palma entfernt. Für den Durchnittsdeutschen ist das eine Strecke, die man durchaus „mal eben“ in einer halben Stunde zurücklegen kann. Auf Mallorca sieht das aber dann wieder etwas anders aus! Es gibt nur einige wenige Autobahnen auf der Insel, auf denen man maximal 120 km/h fahren darf. Ansonsten führen Landstraßen über das weite Land, Tempolimit: zwischen 60 und 90 km/h. Da kann die „kurze“ Fahrt nach Palma auch schon mal eine Stunde dauern. Generell haben wir einige Tage gebraucht, um uns mit dem Straßennetz und unserem Navi zurechtzufinden. So sind wir das eine oder andere Mal dank besagtem Navigationssystem in extrem schmalen Gässchen gelandet, bei denen man schon sehr daran gezweifelt hat, dass auch nur ein Auto durchfahren kann. Und dann kam uns meist noch jemand entgegen! Aber die etwas andere Art zu reisen hat halt auch Vorteile: Entschleunigung ist hier das Zauberwort! Und man kann während der Autofahrt die wunderschöne Landschaft genießen.

Sieht aus wie Eis: Salzberge in der Saline von Es Trenc
Unsere Tagesplanung sah meist so aus, dass wir morgens einen der empfohlenen Märkte in den größeren Städten angesehen haben und durch die kleinen Gassen geschlendert sind. Gegen Mittag, wenn die Geschäfte wegen der Siesta geschlossen sind, haben wir uns dann auf den Heimweg gemacht um den Nachmittag an einem der Bilderbuch- Strände zu verbringen, die überall entlang der Küsten zu finden sind.

In den Gassen von Sóller
Von allen kleineren mallorquinischen Städten hat mich vor allem Sóller begeistert. In der kleinen Stadt im Nordwesten Mallorcas war der Markt auch noch ein richtiger Markt, wo man größtenteils Obst und Gemüse kaufen konnte. Dazu gab es noch einige Stände mit Kunsthandwerk. Auch in den kleinen Gassen waren unzählige kleine, liebevoll eingerichtete Boutiquen und Geschäfte mit kreativem und abwechslungsreichem Angebot. Auf den Märkten in Manacor, Felanitx, Santanyi und Sineu gab es für mein Empfinden einfach unfassbar viel Ramsch wie seltsame, zusammenklappbare Obstkörbe aus Bambus und gefälschte Designer-Handtaschen, soweit das Auge reichte. Seitdem sehe ich auch jede Michael Kors Tasche auf der Straße mit ganz anderen Augen…

Liebevoll dekorierter Innenhof einer Boutique in Sóller
Natürlich stand auch ein Ausflug nach Palma auf dem Programm! Die Balearen-Hauptstadt bezaubert nicht nur mit vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel der Kathedrale La Seu oder dem Castell de Bellver, auch hier haben mich die kleinen verwinkelten Gässchen der Altstadt in ihren Bann gezogen. Nach dem mehrstündigen Spaziergang haben wir auf der Carrer Unió die Konditorei Forn Fondo entdeckt und dort bei einem Kaffee und einem Stück mallorquinischen Mandelkuchen etwas Kraft für die weitere Etappe getankt. Leider hat der Akku der Kamera sich kurz vorher verabschiedet, deshalb habe ich leider kein Foto von dem kulinarischen Highlight.

Die Kathedrale La Seu, Wahrzeichen von Palma de Mallorca
Eine kleine Überraschung gab es für uns noch ein paar Tage vor Abreise: Auf der Karte, die uns unser Reiseveranstalter zur Verfügung gestellt hat, war ein sehr imposanter Felsbogen zu sehen, den wir unbedingt besichtigen wollten. Leider war das Bild etwas unglücklich unter einem Beitrag zum Torrent de Pareis positioniert. Wir waren also der festen Überzeugung, dass wir diesen Bogen auch dort finden. Nach der einstündigen Fahrt von Sollér über die legendäre, weil sehr steile und serpentinenreiche Küstenstraße MA-10 nach Sa Calobra, bei der ich gefühlt zehn Mal kurz vor dem Herzinfarkt stand, kam dann ein kurzer Moment Ernüchterung, weil weit und breit kein Felsbogen zu sehen war. Dafür hat mich der Torrent de Pareis aber dann entschädigt. Der Sturzbach ist ein Naturdenkmal und mündet dort in einer wunderschönen Felsenschlucht ins Meer. Von Mai bis Oktober führt der Bach kein Wasser und man kann durch ihn hindurch wandern. Absolut sehenswert!

Felsenschlucht im Torrent de Pareis
Besagten Felsbogen haben wir dann aber durch Zufall doch noch entdeckt: Neben einer unserer liebsten Badebuchten, der Cala Santanyi, thront er im Meer, der Es Pontas. Der Sonnenaufgang, den wir uns am letzten Morgen von dort aus angesehen haben, war definitiv ein würdiger Abschluss der Reise.

Sonnenaufgang am Es Pontas
Dinge, die ich auf Mallorca gelernt habe:
- Alle Wege führen nach Palma
- Unterschätze niemals kurze Distanzen!
- Spanische Oliven könnten irgendwann mal meinen finanziellen Ruin bedeuten.
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