Ich glaube, ich bin Euch noch mindestens einen Blog-Artikel schuldig! Im Trubel der Feiertage ist der Post über unseren Aufenthalt in Chicago irgendwie untergegangen. Und eh man sich versah, war plötzlich Neujahr und nun ist der Januar auch schon wieder um und ich hab immer noch nichts dazu geschrieben (#procrastination). Dabei schreit das lausig kalte Wetter da draußen ja förmlich danach – zumindest gedanklich – mal wieder in wärmere Gefilde zu reisen. Schnappt Euch also gerne eine Tasse heißen Tee, Kakao, Kaffee oder was auch immer Euch bei dem Wetter gut tut und kommt mit mir nach Chicago!
Wie ihr vielleicht aus den übrigen Reise-Artikeln bereits wisst, haben wir im letzten Sommer eine Mietwagenreise von Toronto nach Chicago unternommen: Nach einem einwöchigen Aufenthalt in Toronto und einer anschließenden, zweitägigen Fahrt mit dem Auto entlang der Großen Seen war Chicago das nächste Highlight der Reise. In der Metropole am Lake Michigan leben etwa 2,7 Mio. Menschen, womit Chicago die drittgrößte Stadt Amerikas ist. Maßgeblich geprägt wird sie zum einen vom Chicago River, der durch die Stadt hindurch fließt und ihr mit den kilometerlangen Uferpromenaden mit Parkanlagen, Restaurants und Bars ein ganz besonderes, maritimes Flair verleiht. Zum anderen ist Chicago für seine Architektur bekannt. 1885 sollen in der Stadt die ersten Wolkenkratzer gebaut worden sein. Kein Wunder also, dass sich ein Hochhaus an das nächste reiht und man die verschiedensten Baustile nebeneinander findet.
In Chicago gibt es einiges zu sehen! Da wir im Best Western Hotel River North in sehr zentraler Lage untergebracht waren, haben wir die Stadt größtenteils zu Fuß erkundet. Das ging genau wie in Toronto ganz problemlos, wenn man sich immer an der Lage des Sees orientiert. Da unser Aufenthalt dort leider nur 2 Tage dauerte, war es zunächst schwierig aus der Vielzahl der Möglichkeiten auszuwählen.Ganz oben auf meiner Liste stand eine Bootstour mit der Chicago’s First Lady Cruises. Die Schiffslinie bietet in Kooperation mit der Chicago Architecture Foundation Touren über den Chicago River an, bei denen Guides die einzigartigen Architekturstile und Geschichte zu den beeindruckenden Wolkenkratzern erklären. Die Fahrt dauert etwa 90 Minuten und bei Sonnenschein empfehle ich auf jeden Fall einen Sonnenhut und vor allem Sonnencreme. Ich habe das Wetter nämlich leider völlig unterschätzt und mir innerhalb kurzer Zeit den Sonnenbrand meines Lebens eingefangen. Auch für Architektur-Uninteressierte lohnen sich die knapp 50 Dollar pro Ticket, weil die Guides einiges über die Geschichte und die Entstehung der Stadt zu berichten haben.
Ein weiteres „Must see“ war natürlich der Millenium Park, eine öffentliche Parkanlage am Rande der Innenstadt. Hier findet man die Cloud Gate, die Skulptur des britischen Künstlers Anish Kapoor, die aufgrund ihrer Form besser bekannt als „The Big Bean“ bekannt ist. Als eines der Wahrzeichen der Stadt ist es fast unmöglich ungestört ein Foto vor der Bean zu machen. Ich habe es sowohl morgens als auch abends probiert, keine Chance! – Es tummeln sich immer hunderte von Menschen davor, darunter oder daneben. Einige Meter weiter findet sich die Crown Fountain, die vor allem im Sommer ein beliebter Platz für Jung und Alt ist. Die Fountain besteht aus einem Platz aus schwarzem Granit, auf dem zwei 15m hohe Türme aus Glasbausteinen stehen. Auf die beiden Türme werden im Wechsel alle 5 Minuten Gesichter projiziert, die ganz langsam die Lippen spitzen und kurz vor Ende der Projektion wie antike Wasserspeier Wasser verspritzen. Bei 30 Grad Außentemperatur (im Juli) eine willkommene Erfrischung! Ein weiteres Highlight ist der Jay Pritzker Pavilion, eine riesengroße Konzertmuschel, wo das Grant Park Symphony Orchestra kostenlos Konzerte spielt oder auf der Rasenfläche Yoga-Kurse stattfinden.
Gegen Abend haben wir uns auf den Weg zum Skydeck im Willis Tower gemacht. Im 103. Stock des Gebäudes gibt es zwei Glasbalkone von denen man 412 Meter in die Tiefe und über ganz Chicago gucken kann. Da die Glasbalkone hoffnungslos überfüllt und die Warteschlangen unendlich lang waren, haben wir uns von dort aus den Sonnenuntergang angeguckt. Definitiv faszinierender als sich (mit Höhenangst) auf einen Glasboden in schwindelerregender Höhe zu stellen!
Zurück auf dem Boden der Tatsachen haben wir als nächstes die Buckhingham Fountain angesteuert, einen der größten Springbrunnen der Welt. Vom Millenium Park aus kann man ihn fußläufig in wenigen Minuten erreichen. Wir haben uns den Besuch für den späten Abend aufgehoben, weil er dann in verschiedenen Farben illuminiert ist. Trotz fortgeschrittener Stunde waren auch noch unzählige Touristen unterwegs, was dem Spektakel keinen Abbruch getan hat! Ausklang des Abends war danach noch der Besuch der Pizza Uno, dem Restaurant, das sich rühmt die Deep Dish Pizza erfunden zu haben. Anders als die Pizza, die wir kennen, wird diese in tiefen Formen gebacken und ist etwa 10 cm hoch. Dementsprechend lange muss man aber auch warten: mindestens 40 Minuten ab dem Zeitpunkt der Bestellung. Die Wartezeit hat sich dennoch gelohnt! Auch wenn die Pizza für meinen Geschmack etwas wenig gewürzt war, war sie doch sehr lecker und ein würdiger Abschluss des Tages.
Den zweiten Tag haben wir zunächst auf der Magnificent Mile gestartet. Die Einkaufsstraße ist – wie der Name bereits erahnen lässt – 1 Meile lang und führt vom Chicago River Richtung Norden. Mehr als 460 findet man auf der Magnificient Mile, dazwischen 275 Restaurants, 60 Hotels und unzählige weitere Attraktionen. Außerdem steht dort auch eines der ältesten Gebäude Chicagos‘, der Old Water Tower, aus dem Jahr 1869, indem heute die Touristen-Information untergebracht ist.
Nach einem ausgiebigen Shopping-Trip sind wir anschließend in Richtung Lake Michigan spaziert. Der See hat einen insgesamt über 45 km langen Badestrand, der in den Sommermonaten extrem gut besucht ist. Nicht nur die Strandpromenade, auch die Parkanlagen laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Nur ein paar Meter entfernt ist der Navy Pier, eine der größten Touristenattraktionen Chicagos, die sich über eine Landzunge von etwa einem Kilometer Länge erstreckt. Neben einem Kino, einem Riesenrad und dem Chicago Childrens Museum kann man vom Pier aus Sightseeing-Touren mit dem Boot unternehmen, mit dem Speedboat fahren oder an einer der Dinner Cruises auf einer eleganten Yacht teilnehmen. In den Sommermonaten gibt es am Navy Pier zwei Mal wöchentlich mittwochs und samstags ein Feuerwerk, das man sich auch von anderer Stelle aus sehr gut anschauen kann (mehr dazu gleich…). Da wir bis dahin noch einige Stunden Zeit hatten und uns nach der ganzen Lauferei der kleine Hunger befallen hat, ging es wieder zurück in die Innenstadt. Durch Zufall haben wir in einer Seitenstraße Molly’s Cupcakes entdeckt, einen Laden wo die sündhaftesten Cupcakes verkauft werden und man auf süßen Schaukeln Platz nehmen kann, während man auf seinen Kaffee wartet. Definitiv ein kleiner Geheim-Tipp!
Mit Zucker und Koffein versorgt ging es dann nochmal die Parkanlagen am Ufer des Chicago Rivers entlang bis es dunkel wurde. Und dann….wollten wir unbedingt das Feuerwerk am Navy Pier sehen. Aber aus einer anderen Perspektive. Eine Freundin hat mir zuvor den Tipp gegeben, den Signature Room at the 95th zu besuchen. Der Wolkenkratzer war mal das höchste Hochhaus der Welt und beherbergt ebenfalls eine Aussichtsetage, das Skydeck, im 94. Stock. Was die wenigsten wissen ist, dass sich ein Stockwerk höher eine Bar bzw. ein Restaurant befindet. Statt also 18,90 Dollar für den Besuch der 94. Etage auszugeben, kann man für das gleiche Geld eine Etage höher die gleiche Aussicht genießen, dazu einen Cocktail schlürfen und das Feuerwerk am Navy Pier beobachten! Wir hatten an dem Abend das besondere Glück sowohl die bunten Raketen zu sehen, als auch kurze Zeit später ein aufziehendes Gewitter – quasi mittendrin statt nur dabei- zu beobachten. Es ist schon etwas seltsam, wenn man das Gefühl hat, der Wolkenkratzer bewegt sich im stürmischen Wind. Da musste auf jeden Fall zur Beruhigung noch ein Cocktail bestellt werden.
Damit war unser 2-tägiger Aufenthalt in Chicago auch schon rum, denn am nächsten Tag ging es dann zurück nach Kanada. Diesmal allerdings in den frankokanadischen Teil, nämlich nach Montréal. Mehr dazu im dazugehörigen Blog-Post…
Bis dahin
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