Unser Kanada- und USA-Trip ist nun schon eine Weile her (Juli) und ich habe wirklich überlegen müssen, ob ich den Blog-Beitrag dazu noch schreibe oder nicht. Aber es wäre schade, wenn ich die Bilder und Eindrücke nicht teilen würde. Also…
Toronto war Liebe auf den zweiten Blick. Als europäische Durchschnittstouristin bin ich es bis dato gewohnt gewesen, in komfortablen Hotels in direkter Innenstadtlage zu „residieren“ (#firstworldproblems). Das war in Toronto leider nicht möglich beziehungsweise lag nicht in meinem Reisebudget für einen einwöchigen Aufenthalt. Wir haben daher ein Zimmer in einem der unzähligen Guest Houses der Stadt gebucht. Das Haus lag in einer Nebenstraße in Upper Jarvis, das Zimmer war ein etwa 15 qm großer Raum. Zwar mit eigenem Bad, das war aber irgendwie mitten ins Zimmer gemauert. Der erste Eindruck war also nicht der beste und ich habe mich am Ende des ersten Tages wirklich gefragt, ob das so eine gute Idee war.
Der zweite Tag brachte – zum Glück – die Wende: Wir kennen zum Glück einen sehr lieben Menschen (und den besten Touri-Guide) in Toronto, die uns an die Hand genommen und uns ihre Heimatstadt gezeigt hat. Der Startpunkt der Tour war schon genial gewählt: „The One Eighty“, eine Bar beziehungsweise ein Restaurant im 51. Stock des Manulife Centers mit direktem Blick auf die Skyline und den Lake Ontario, bei Margaritas und Pizza. Mittags um 12 Uhr wohlgemerkt, aber in Deutschland war es dank Zeitverschiebung ja quasi schon 18 Uhr. Also who cares?!
Nach diesem beeindruckenden Ausblick, der eine ganz neue Perspektive und Meinung über die Stadt eröffnete, ging es dann zur eigentlichen Besichtigungstour. Erster Stopp: Kensington Market. Eingetaucht in das alternative Flair dieses Viertels mit den vielen bunten Häusern, den einzigartigen Bars, Restaurants und Second-Hand-Läden und immer eingehüllt von dem Duft von Räucherstäbchen, frisch gemahlenem Kaffee und Mitteln, die hierzulande unters Betäubungsmittelgesetz fallen würden, war die anfängliche Skepsis gegenüber Toronto verflogen. Es mag auch an unserem besonderen Guide gelegen haben, die uns mit großer Begeisterung ihre Heimat gezeigt hat, aber spätestens am zweiten Abend hatte mich Toronto überzeugt.
In den folgenden Tagen habe ich mir so viel wie möglich angesehen. Vieles zu Fuß, da die Stadt auf der Karte viel größer erscheint als sie tatsächlich ist, alles andere mit dem gut vernetzten Nahverkehrssystem. Auch das habe ich erst nach einigen Tagen zu schätzen gelernt, denn in Toronto gibt es nur vier U-Bahn-Linien. Gerade mal zwei davon durchqueren die Innenstadt: Die 1 (gelbe Linie) in einer U-förmigen Anordnung und die 2 (grün) horizontal. Dazwischen fahren Straßenbahnen oder Busse von Norden nach Süden oder von Westen nach Osten. Alles ausgehend vom Lake Ontario, dem kleinsten der fünf nordamerikanischen Seen. Grundsätzlich ist der See immer ein guter Anhaltspunkt, um sich in Toronto zu Recht zu finden, denn er liegt südlich der Stadt und ist eine prima Orientierungshilfe.
Der Lake Ontario prägt maßgeblich das Flair von Toronto, sorgt zum einen für angenehm warmes, zeitweise sogar heißes Klima in den Sommermonaten (bis zu 35 ° Celsius) und speichert die Wärme für die kältere Jahreszeit, so dass es nicht arktisch kalt wie in anderen Regionen Kanadas wird und der Region sogar regelmäßige Eiswein-Ernten ermöglicht. Die Kehrseite der Medaille sind allerdings heftige Schneefälle im Winter, durch den sogenannten lake effect (mehr dazu unter http://www.beste-reisezeit.org/pages/amerika/kanada/toronto.php).
In Toronto gibt es einiges zu sehen. Angefangen bei den unterschiedlichen Vierteln wie Kensington Market, Chinatown, Little Italy, dem Fashion District entlang der Queen Street oder dem Shopping District in Downtown. Hier kann man sich zum Beispiel bei schlechtem Wetter die Zeit im Eaton Centre oder in den anderen unterirdischen Shopping-Malls vertreiben. Etwas exklusivere Shopping-Möglichkeiten gibt es im nördlichen gelegenen Yorkeville, entlang der Bloor Street, die auch gerne als die kanadische Antwort auf die Fifth Avenue in New York bezeichnet wird. Hier reiht sich ein Designer Store an den nächsten.
Wer sich eher mit Kunst & Kultur beschäftigen möchte, kommt bei den verschiedenen Museen Torontos auf jeden Fall auf seine Kosten: Das Royal Ontario Museum beherbergt eine große völkerkundliche Sammlung mit Dinosauriern, zur Geschichte und Kultur der verschiedenen Kontinente und natürlich der Geschichte, Kultur und Artenvielfalt Kanadas. Das Gebäude ist allein schon ein Highlight, weil es 2006 nach dem Entwurf des Architekten Daniel Libeskind umgebaut wurde und jetzt ein riesengroßer Kristall aus der Fassade ragt. Auch die Art Gallery of Toronto ist durch ihre besondere Architektur kaum zu übersehen. Sie ist eines der größten Museen Nordamerikas und zeigt kanadische und europäische Kunst. Darüber hinaus gibt es natürlich noch weitere, diese alle aufzuzählen würde den Umfang des Artikels aber sprengen.
Sehenswert fand ich auch die Casa Loma, ein Herrenhaus, das nach dem Vorbild europäischer Schlösser nachgebaut wurde und als das einzige Schloss Nordamerikas gilt. Von 1911 bis 1914 errichtet, hat der Prachtbau schon zu damaligen Zeiten 3,5 Millionen kanadische Dollar gekostet. Hausherr Henry Pallett musste aber nach dem ersten Weltkrieg wieder ausziehen, da er während der Wirtschaftskrise große Teile seines Vermögens verloren hatte. Mittlerweile ist sie im Besitz der Stadt Toronto und der Öffentlichkeit als Museum zugänglich. Immer wieder dient sie auch als Schauplatz für diverse Filme wie zum Beispiel der X-Men-Reihe. Da sie zu den meistbesuchtesten Attraktionen von Toronto zählt empfehle ich – wie bei allen anderen Touristenmagneten – den Besuch auf den frühen Morgen, direkt nach Eröffnung zu legen.
Zwei meiner persönlichen Highlights waren der St. Lawrence Market sowie das Distillery District. Ersterer ist eine große Markthalle, in der man alle möglichen Lebensmittel, Gewürze und Speisen aus allen Herren Ländern probieren und kaufen kann. Das Distillery District ist – wie der Name bereits vermuten lässt – eine ehemalige Distillerie, auf deren Gelände nun einzigartige Shops und Restaurants untergebracht sind. Definitiv einen Besuch wert!
Für mich war das bestimmt nicht mein letzter Besuch in Toronto. Zum Einen habe ich nach einer Woche noch lange nicht alles gesehen, obwohl ich von morgens bis abends unterwegs war. Zum Anderen bin ich völlig begeistert von den Kanadiern, die einfach so unfassbar nett und zuvorkommend sind, dass wir uns bei Weitem eine Scheibe davon abschneiden können.
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