Ich liebe Massivholzmöbel – vor allem aus Eiche. Viele denken leider an dunkle, rustikale Schrankwände, die gefühlt sämtliches Licht im Zimmer schlucken. Dabei kann diese Holzart so viel mehr: Undbehandelt ist das Holz sehr hell und hat je nach Art einen schönen goldgelben bis grauen Unterton. Beim Skandinavischen Einrichtungsstil, der freundliche Farben wie weiß und grau mit hellen Holzmöbeln kombiniert, sind auch immer wieder Möbel aus Eiche zu finden. Das Holz zeichnet sich durch eine hohe Festigkeit sowie einen hohen Abnutzungswiderstand aus, bei guter Pflege sind Eichenmöbel also auch sehr langlebig. Aber wie pflegt man unbehandeltes Holz eigentlich und wie aufwendig ist das?
Grundsätzlich haben Massivholzmöbel den Vorteil, dass man sie wieder aufarbeiten kann. So lassen sich Flecken im Holz abschleifen und auch Risse kann man mit Holzspachtel auffüllen und nach einer neuen Schicht Lack ist davon kaum noch etwas sichtbar. Gerade Esstische bekommen mit der Zeit Flecken: Auf unserem fanden sich Ränder von Rotwein-Gläsern und man konnte ganz genau sehen, wo mal irgendwann ein Deckel von einem Kochtopf abgelegt wurde. Wenn der Deckel nämlich noch heiß ist und das Kondenswasser daran runter läuft ergibt das diese unschönen grauen Abdrücke auf dem Tisch. Das Holz wird außerdem mit der Zeit etwas spröde, weil sich die trockenen Fasern aufstellen. Daher sollten Massivholzmöbel von Zeit zu Zeit abgeschliffen und geölt werden. Das Öl sorgt außerdem dafür, dass die Oberfläche versiegelt und so widerstandsfähiger wird gegen Flecken und Feuchtigkeit.
Unser Tisch war jetzt nach zwei Jahren mal wieder fällig. Auf den Fotos kann man ganz gut sehen, dass er ein bisschen gelitten hat. Von Wasser über Öl bis hin zu Rotwein hatte er eine ganze Reihe von Flecken auf der Tischplatte. Außerdem fühlte sich die Oberfläche mittlerweile sehr rau an. Da kam es sehr gelegen, dass wir neulich bei IKEA waren und mich eine große Dose Holzöl angelacht hat. Dazu habe ich mir im Baumarkt ein grob- und ein feinkörniges Schleifpapier für Holz gekauft und einen relativ breiten Pinsel. Glücklicherweise gibt es in meiner Familie einen Multischleifer, der über die Jahre schon bei so einigen Renovierungen extrem gute Arbeit geleistet hat. Das gute Stück hat ca. 80 € gekostet und ist meiner Meinung nach jeden Cent wert. Gerade so große Flächen lassen sich damit in wenigen Minuten schnell und vor allem sorgfältig abschleifen.
Aber fangen wir von vorne an: Als Erstes hab ich den Tisch gründlich abgesaugt. Dann folgte die Vorbereitung des Holzes mit dem Multischleifer und einem mittelgröberen Schleifpapier in einer 80er-Körnung. Damit habe ich alle oberflächlichen Flecken entfernt und die raue Holzfaser etwas geglättet. Achtung: Bitte immer nur in Richtung der Maserung schleifen! Um sicher zu gehen, dass ich auch keine Stelle vergessen habe, habe ich in gleichmäßigen Bahnen langsam auf und ab geschliffen. Insgesamt hat das etwa 10 Minuten gedauert, bis die Tischplatte inklusive Rändern vorbereitet war. Auch wenn der Multischleifer eine Absaugautomatik hat, die beim Schleifen den Staub in einem Behälter auffängt, lässt es sich nicht vermeiden, dass man Staubpartikel einatmet. Wenn man von Hand schleift passiert das natürlich erst Recht. Ich empfehle also einen Mundschutz, den es schon für wenig Geld im Baumarkt gibt.
Nachdem ich die Tischplatte dann wieder gründlich abgesaugt habe, ging der eigentliche Spaß los. Erst mal gab es einen kleinen Kampf mit der Öl-Dose, die sich leider nicht so einfach öffnen ließ wie gedacht. Im zweiten Anlauf hat dann ein dünner Schraubendreher den Kampf gewonnen. Als die Dose offen war gab es die nächste Überraschung, denn zu meinem Erstaunen sah das Öl nicht aus wie Öl, sondern war eher eine milchig-weiße Flüssigkeit. Das liegt aber vermutlich daran, dass es kein natürliches Öl ist wie ein Lein-Öl, sondern noch spezielle Zusatzstoffe, die sogenannten Sikkative enthält, die es schneller trocknen lassen. Die Verarbeitung war aber sehr einfach und schnell. Der milchige Film war zunächst auch auf dem Holz zu sehen, ist mit dem Trocknen aber dann verschwunden.
Ich hab den Tisch dann über Nacht trocknen lassen. Am nächsten Morgen war die Tischplatte noch leicht feucht, aber ideal, um jetzt mit dem zweiten Schleifgang zu beginnen. Also schnell das 180er Papier auf den Schleifer und auf in die zweite Runde. Das Ergebnis hat mich dermaßen begeistert, dass ich auf die zweite Ölschicht verzichtet habe. Man kann die einzelnen Schritte je nach Holzbeschaffenheit und –zustand ein bis drei Mal wiederholen. Das war bei meinem Tisch aber nicht mehr nötig: Mal abgesehen von den rückstandlos entfernten Flecken ist das Holz wieder ganz eben und weich! Für Nichthandwerker klingt das eventuell etwas seltsam, aber ich finde die Haptik von frisch geschliffenem Holz sehr angenehm. Einzig und allein ein drittes Mal Absaugen musste sein. Das war‘s aber auch schon!
Nach weiteren 24 Stunden Trocknungszeit, die eine reine Vorsichtsmaßnahme waren, war der Tisch dann auch wieder normal zu benutzen. Insgesamt hat die Bearbeitung etwa 1,5 Stunden gedauert, dazu kam die erste Trocknungsphase über Nacht plus nochmal ein Tag, bis das Öl komplett weggetrocknet ist. Der Tisch ist jetzt zwar dunkler, das wird sich mit der Zeit aber wieder geben. Schließlich wird das Sonnenlicht den Tisch wieder nach und nach aufhellen.
Mein Fazit: Alle zwei Jahre mal 1,5 Stunden Zeit in die Holzpflege investieren ist meiner Meinung nach wirklich in Ordnung! Die meisten furnierten Möbelstücke sind oftmals nicht so widerstandsfähig und wenn das Furnier mal einen Fleck hat, ist es in den meisten Fällen reif für den Sperrmüll. Da lobe ich mir doch ein Stück aus Massivholz, was mich viele Jahre begleitet und sich ganz easy wieder aufarbeiten lässt!
Material:
Schleifpapier 80er- und 180er-Körnung im Set erhältlich
Breiter Lackier-Pinsel mit Synthetik-Haar – ähnliches Produkt hier zu finden
Sonstiges:
Tisch: Tchibo – ein ähnliches Modell findet sich hier.
Pinke Rosen: Blume 2000
Vase: Leonardo
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