Ich kann mich noch ziemlich gut daran erinnern, was ich damals bei der Wohnungsbesichtigung gedacht habe als ich das erste Mal den Garten betreten habe: Ach Du Heiliger! Der Vormieter hatte scheinbar nie auch nur irgendetwas am Garten gemacht. So sah es dort auch aus: Unkraut, mittlerweile bis auf Hüfthöhe gewachsen und soweit das Auge reichte, eine riesige Brombeerhecke entlang der Garagenwand und überall wildgewachsene Sträucher, die irgendwann mal mit der Kettensäge gekappt wurden, danach aber trotzdem weiter wucherten. Dazwischen verstreut standen die Überreste von abgestorbenen Bäumen… es war ein einziges, grünes Chaos und ein Paradies für Stech- und Kriebelmücken. Von den ganzen Schnecken mal ganz abgesehen…
Da kam mir der Corona-Lockdown sehr gelegen. Denn nach langen Arbeitstagen blieb ohnehin nicht viel Beschäftigung, so dass ich mich abends mit Gartenschere, Spaten und einer Pflanzkelle bewaffnet durch den Garten gekämpft habe, um Quadratmeter für Quadratmeter zurückzuerobern: Erst habe ich die Brombeer-Hecke Stück für Stück zurückgeschnitten und dann die Wurzeln ausgegraben, danach das Unkraut per Hand ausgestochen und schließlich den Wildwuchs an Sträuchern sowie die Baum-Überreste mit dem Spaten ausgegraben. Alles alleine und ohne schweres Gerät… Die Mitarbeiter am Grünabfallhof kannten mich irgendwann und haben schon gar nicht mehr gefragt, was ich entsorgen möchte, so oft war ich dort, um säckeweise Grünschnitt loszwerden. Von Tag zu Tag wurde die grüne Hölle wieder mehr und mehr zu einem Garten und man konnte immer mehr erahnen, was da eigentlich an Potenzial hinter all dem Unkraut schlummerte.
Nachdem der erste Sommer eher darin bestand, diesen Urwald einigermaßen in den Griff zu bekommen, konnte ich mich dann in diesem Jahr schon mehr um die wirkliche Gartengestaltung kümmern: Das Blumenbeet an der Terrasse musste weichen, weil aufgrund der Südlage immer alles vertrocknet ist und die Nachbarskatzen es dann zu ihrem Katzenklo erklärt haben. An der Stelle sind seit diesem Frühjahr nun eine Rasenfläche und ein Hochbeet angesiedelt. Auch der alte Komposter musste dran glauben. Den habe ich abgetragen und durch einen neuen, zweckmäßigeren (und viel schöneren) ersetzt. Die Garagenwand vom Nachbarn sieht nach einem Nachmittag mit dem Hochdruckreiniger auch nur noch halb so schlimm aus und wird mittlerweile durch eine Kletterrose verziert. Die beiden Hortensien, die direkt an der Gartenmauer gepflanzt waren und dort zu einer Seite überhaupt keinen Platz mehr hatten, habe ich umgesiedelt und unter die Blutbuche gepflanzt. Sie haben es mir erst ziemlich übelgenommen, aber nachdem ich sie im ersten Monat nach dem Umsetzen täglich gegossen habe, sind sie mittlerweile auch sehr gut angegangen und scheinen den etwas schattigeren Platz doch besser zu finden.
Da das hier ja nur eine Mietwohnung ist, habe ich mir für die gesamte Gestaltung ursprünglich mal ein Budget von 250€ gesetzt. Um das einzuhalten, habe ich alles selbst gemacht, auf schweres Gerät verzichtet und die meisten Materialien wie Gartenerde und Kompost für Rasen und Beete am Grünabfallhof gekauft, da sie dort um ein Vielfaches günstiger waren. Die Rasensaat kommt vom Discounter und war damit ebenfalls erheblich preiswerter als beispielsweise im Gartencenter. Nur bei Pflanzen und Gartengeräten habe ich nicht gespart, da ich diese aber im Falle eines Umzugs auch mitnehmen kann. Rückblickend gibt es nur eine Sache, die ich anders machen würde: Beim nächsten Mal würde ich mir definitiv eine Rasenwalze leihen, um den Boden richtig einebnen zu können. Die 20€ pro Tag hätten sich wirklich gelohnt und einiges leichter gemacht.
Ansonsten bin ich echt stolz darauf, was ich in den letzten 2 Jahren aus diesem Garten gemacht habe. Es ist mittlerweile der Ort, an dem wir uns am meisten aufhalten. Vor allem wenn es wirklich heiß draußen ist, gibt es keinen besseren Platz als auf der Gartenliege unter dem Kirschbaum zu liegen oder morgens mit dem Kaffee in der Hand durch den Garten zu streifen und zu gucken, was gerade blüht oder ob man schon was ernten kann. Ich werde diesen Blog weiterhin als mein kleines Garten-Tagebuch nutzen und Veränderungen hier festhalten. Bleibt gespannt, es wird sich auf jeden Fall noch einiges tun…
In diesem Sinne: macht es euch schön!
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