Ich bin so ein Schnäppchen-Opfer: Ich kann an extrem reduzierten Teilen nur schwer vorbeigehen. Auf diesem Weg hat es schon das eine oder andere Kleidungsstück in meinen Kleiderschrank geschafft, was ich mir – sind wir mal ganz ehrlich – zum ursprünglichen Verkaufspreis im Leben nicht gekauft hätte. Ist der Preisnachlass aber größer als 50 Prozent meldet sich bei mir sofort das Belohnungszentrum in meinem Hirn und sagt „Das musst Du kaufen! Das ist um die Hälfte günstiger. Da sparst Du Geld!“ Das ist so ein Phänomen, dass man sich tatsächlich denkt, man spart Geld, indem man es ausgibt. Kurios!
So bin ich auch zu meinem neuen DIY-Projekt gekommen: Ein riesengroßes, weißes Tablett, das ich bei Depot in der Sale-Ecke entdeckt habe. Das gute Stück hatte zwar einige Macken und Kratzer, war aber von 24.95 € auf 5 € reduziert. Alarm im Vorderhirn! Ich hab nicht lange überlegt, mir das Tablett unter den Arm geklemmt und bin damit zur Kasse gestiefelt.
Zuhause angekommen habe ich dann stundenlang Pinterest durchforstet, auf der Suche nach einem neuen Look für das Schnäppchen. Da auch ich dem Marmor-Hype verfallen bin, aber leider keine Möglichkeit gefunden habe, wie man auf ein Tablett von der Größe ein Marmor-Muster zaubert, habe ich dann den Krakelier-Effekt für mich entdeckt: Dabei werden zwei (unterschiedliche) Farbschichten auf ein Objekt aufgetragen. Dazwischen wird ein Krakelier-Medium gestrichen, so dass die obere Lackschicht reißt und die untere durchscheint. Teilweise kann man das wohl erreichen, indem man Leim zwischen den beiden Farben aufträgt oder die zweite Farbschicht mit einem Föhn trocknet. Das war mir nur etwas zu unsicher, deshalb habe ich zu einem fertigen Krakelierlack aus dem Bastelbedarf gegriffen. Da ich bei mehreren Rezensionen auf Amazon gelesen habe, dass man besser alle Produkte vom gleichen Hersteller nimmt und ich ohnehin ein mattes Finish haben wollte, habe ich mir zwei Chalky Finish Farben von Rayher mit dem passenden Krakelierlack und ultramattem Lack zm Versiegeln gekauft.
Material:
120er Schleifpapier zum Vorbereiten
Chalky Finish Krakelier-Medium
Chalky Finish Klarlack ultramatt
Die Chalky Farben waren mit je ca. 10 € für 236 ml für meine Begriffe etwas teuer, aber der Versuch war es mir wert. Als Erstes hab ich das Tablett mit dem Schleifpapier angeraut und dabei schon einige der vorhandenen Macken und Kratzer begradigt. Damit der Lack auch gut haftet, musste dann der Schleifstaub vom Holz entfernt werden. Dazu war ein feuchtes Tuch und etwas Spülmittel völlig ausreichend. Dann ging es an die erste Farbschicht, das Schwarz: Da ich bei meinen Projekten immer großen Wert darauf lege, dass der Lack streifenfrei ist, arbeite ich am liebsten mit einer Schaumstoffrolle. Das funktionierte hier aber leider nur mäßig bis gar nicht! Ich weiß nicht, ob es an der Rolle lag oder am Lack oder vielleicht auch an mir. Die Farbe liess sich nur sehr schwer verteilen! Also hab ich irgendwann aufegegeben und zum Pinsel gegriffen. Das klappte zwar wesentlich besser, hinterließ aber leider die eigentlich unerwünschten Streifen. Gut, man kann halt nicht Alles haben…
Für die weitere Bearbeitung war dann erst wieder einige Tage später Zeit. Das hatte aber auch den Vorteil, dass die Farbe bis dahin gut durchtrocknen konnte. Für den Krakelier-Effekt muß der Reißlack zwischen der ersten und zweiten Farbschicht aufgetragen werden. Das war dank der flüssigen Konsistenz aber sehr einfach und schnell erledigt.
Nach gut zwei Stunden Trockenzeit folgte dann der eigentlich spannende Teil: Die weiße Farbschicht. Je nachdem, ob man diese in einer dünnen oder dicken Schicht aufträgt, werden die Risse entweder fein oder groß und breit. Man muss sich aber in jedem Fall beeilen, da der Lack schon nach kurzer Zeit haftet und bei erneutem Drüberstreichen wieder abbröckelt! Das ist mir dann auch prompt an einer Stelle passiert und ich musste das weiße Chalky Finish dann an der Stelle wieder entfernen und die letzten beiden Schritte wiederholen. Ärgerlich! Dafür ging dann die Versiegelung mit dem Überlack einen Tag später widerum erstaunlich leicht von der Hand! Ein bisschen gewöhnungsbedürftig war nur dessen leicht milchig-weiße Farbe, die aber beim Trocknen wieder transparent wurde. Et voilá – fertig!
Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Endergebnis ganz zufrieden. Allerdings fand ich die Kalkfarbe nicht ganz so grandios wie ich auf anderen Blogs gelesen habe. Die Streifen durch den Pinsel haben sich auch nach dem Trocknen nicht von alleine korrigiert und die Deckkraft fand ich jetzt leider auch nicht so toll. Hinzu kam die Schwierigkeit, dass man sich mit dem Auftrag der Farbe sehr beeilen muss, da sie sonst bröckelt. Bei potenziellen zukünftigen Projekten würde ich wahrscheinlich eher zu einem Buntlack auf Wasserbasis greifen.
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